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Denk die Welt weiter! Vision Summit 2012

06 Juni 2012
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Was passiert, wenn man über 1.000 idealistische Menschen für drei Tage nach Potsdam einlädt und sie in Workshops, Vorträgen, beim Kaffeetrinken und in der Sonne Sitzen, miteinander reden und sich gegenseitig inspirieren lässt? Beim Vision Summit 2012, der deutschen Leitkonferenz für Social Innovation, Social Entrepreneurship und Social Impact Business, veranstaltet vom GENISIS Institute for Social Business and Impact Strategies trafen sich vom 17. bis 20. Mai deutsche und internationale soziale Investoren und sozial Engagierte aus Zivilgesellschaft, Non-Profit-Organisationen, Stiftungen, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Und die Wirkung, zumindest auf mich, war ein Gefühl von Optimismus. Nach den drei Tagen in Potsdam scheint es mir sehr machbar, Vieles in Deutschland zum Guten zu verändern und verbessern – von der Wirtschaft über die Finanzbranche bis hin zur Bildungslandschaft.

Der Summit hatte die Schwerpunkte Social Innovation, Social Entrepreneurship und Social (Impact) Business und das Thema „Bildung“. Es gab daher viele Vorträge, Aktionen und Ideen dazu, wie Bildung sich verändern könnte und sollte.

„Bildung muss unter die Haut gehen“ – Prof. Gerald Hüther

Prof. Gerald Hüther auf dem Vision Summit 2012

Den stärksten Eindruck am zweiten Tag hat bei mir die Keynote des Neurologen Prof. Gerald Hüther am zweiten Tag der Konferenz  hinterlassen. Im Frühsommer letzten Jahres hat Prof. Hüther zusammen mit Stephan Breidenbach und Margret Rasfeld an der Humboldt-Viadrina School of Governance in Berlin das Education Innovation Lab gegründet. Die Initiatoren beraten inzwischen auch die Bundeskanzlerin in ihrem Zukunftsdialog „Wie wollen wir lernen?“. Prof. Hüther sprach in seinem Vortrag davon, dass Bildung unter die Haut gehen müsse, dass Lernen über Begeisterung für etwas funktioniere, dass alle Kinder – jedes auf seine ganz individuelle Weise – hochbegabt seien und wie sehr Eltern und Lehrer aus Angst davor, dass die Gesellschaft kein Platz für sie hätte, die Begeisterungsfähigkeit und Kreativität der Kinder beschneiden. Das Publikum reagierte begeistert und emotional auf Prof. Hüthers Worte und ich hatte das Gefühl, dass es vielen so ging wie mir: Seine Rede weckte Erinnerungen an die Schulzeit und im warmen Licht seiner Humanität wurde verschütteter Schmerz und ein paar verlorene Träume wieder aufgeweckt.

Leider gibt es die Keynote (noch) nicht als Video online, aber in diesem schönen Video erläutert Prof. Hüther einige seiner Ideen:

„Kreativität schlägt Kapital“ – David Bosshart vom GDI

Mein persönliches Highlight am dritten Konferenztag war der Vortrag von David Bosshart, einem Trendforscher und CEO des Züricher Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) und Autor des Bestsellers «The Age of Less». Ein blitzgescheiter Mann, dessen Vortrag ein Feuerwerk der Ideen bot. Man sah nach und nach alle Zuhörer es aufgeben, mitzuschreiben, so schnell prasselten die spannenden Ideen, Analysen und Lösungsvorschläge für eine nachhaltige Zukunft und eine neue Arbeitswelt auf uns ein. Leider gibt es auch von diesem Vortrag weder Slides noch ein Video auf der Vision Summit homepage (wirklich ein Manko der Konferenz), aber ein Eindruck von seinen Thesen gibt es hier:

Die SOKO Logik nimmt den Kampf gegen philantrophische Extremisten auf

Ein weiteres Highlight des Vision Summits war die Aktion der „SOKO Logik“. Die „SOKO Logik“ ist eine sehr lustige und clevere neue Kampagne einer großen deutschen Stiftung. Die SOKO Logik ist eine fiktive Polizeieinheit, die gegründet wurde, um „Logikverbrechern“ das Handwerk zu legen. Logik-Verbrechen sind alle Taten, eine Gefahr für das bestehende – auf Eigennutz basierende – Wirtschafts- und Gesellschaftssystem der Bundesrepublik darstellen. Es wurde ein aufwändiger Pilotfilm für die SOKO Logik produziert, der durch Intelligenz, Humor, gute Schauspieler und eine offensichtlich sehr genaue Kenntnis der Klischees deutscher Krimiserien besticht:

Die Kampagne wurde auf dem Vision Summit gelauncht.  Mitarbeiter der Stiftung hatten  an ihrem Kongressstand eine Polizeistation aufgebaut und „verhafteten“ führende Köpfe der Social Business- und Social Change-Szene. Die Tatvorwürfe reichten dabei von geistiger Brandstifter, Anstifter und Beihelfer, bis Rädelsführer bei dem Versuch Deutschlands grundsätzlich zu verändern. Die ganze Tätergalerie (mit einigen Prominenten Häftlingen wie den Söhnen Mannheims) kann man auf der facebook-Seite der SOKO Logik bewundern. Zunächst waren einige der Teilnehmer irritiert, von „Polizisten“ angesprochen zu werden, aber schnell wurde den meisten die Ironie der Kampagne klar und sie wandelten sich zu begeisterten Teilnehmern an dem Spiel und zu Bekennern ihrer Umtriebe.

Ein großer Fang: Peter Spiegel, Leiter des Genisis Instituts

„ROCK YOUR LIFE!“ rockt

Schön war auch das Treffen mit Christina Veldoen, eine der Geschäftsführer von „ROCK YOUR LIFE!“, einer wunderbaren und sehr erfolgreichen Initiative, die Studenten und Hauptschüler zusammenbringt, um Bildungsbarrieren abzubauen und den Hauptschülern zu helfen, ihr Potential zu entfalten und einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Die Macher sind jung, idealistisch und extrem gut organisiert. Kein Wunder, dass sie schon eine ganze Reihe wichtiger Preise eingesammelt haben (u.a. als startsocial Bundessieger 2009).

CSR 2.0 und Catering

Die Tage in Potsdam waren inspirierend und interessant. Die Menschen aufgeschlossen, freundlich und von einem gemeinsamen Geist der Veränderung bewegt. Für einen noch besseren Vision Summit wünsche ich mir aber:

  • besseres Catering (vegetarisch und bio)
  • Keynotes und Präsentationen online zur Verfügung stellen
  • dass von den Sponsorfirmen mehr Mitarbeiter/innen eingeladen werden, die sich vertieft mit CSR und Corporate Change beschäftigen, um so mehr Austausch und Ideenentwicklungen für einen Kulturwandel in deutschen Unternehmen zu ermöglichen.
  • Mehr Frauen auf den Panels

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