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Selbstvermarktung für Autoren im Netz (und auch sonst)

17 Dezember 2010
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An diesem Montag fand bereits zum zweiten Mal unser „Autorenmontag“ im Kultwerk West in Hamburg statt, ein monatliches Networking-Treffen von Drehbuch- und Romanautoren (es gibt noch keine Website, aber wer sich dafür interessiert, kann mir gerne seine E-Mail-Adresse in den Kommentar hinterlassen, ich setze ihn/sie dann auf den Verteiler). Wie bei jedem Treffen gab es auch diesmal einen Vortrag, Christian Riedel hat eine wunderbare Präsentation zum Thema „Transmedia Storytelling im Netz“ gehalten. Danach habe ich einige Gedanken zur Selbstvermarktung von Autoren im Internet vorgestellt, sei es über eine eigene Website, einen Blog, oder auch nur über ein Profil in einem der vielen Business-Netzwerke oder Branchen-Listen, die ich hier noch einmal für Euch aufgeschrieben habe. Einige meiner Ideen habe ich aus den ganz großartigen Vorträgen auf dem Reinvention Summit, einer online-Konferenz zum Storytelling, die vor kurzem stattfand, bezogen:

Die größte Sorge, die die meisten Autoren (und sicher auch alle Menschen, außer hardcore „Digital Natives“) bei ihrem Auftritt im Netz haben, ist, dass es ihnen einerseits schwer fällt, dem Internet zu „vertrauen“, also der gesichtlosen Masse von Hundertausenden fremder Menschen da draußen ihre privaten Daten und Gedanken preiszugeben und andererseits, dass sie sich am liebsten hinter ihren Geschichten verstecken und als Person im Hintergrund bleiben möchten, weil sie die Sorge haben, dass zu viele Informationen über sie selbst als eitel und egozentrisch empfunden werden.

Das Problem dabei ist aber, dass ein Autor, der der Öffentlichkeit noch nicht sehr bekannt ist, erst einmal das Vertrauen der Menschen, die ihm Internet surfen, gewinnen muss. Denn wer möchte schon eine Geschichte von einem unbekannten Autor, von dem er nichts weiß, lesen? Dieses Vertrauen kann man nur erlangen, wenn man als Person in Erscheinung tritt.

Den Internetauftritt (egal in welcher Form) habe ich aus zwei Perspektiven betrachtet. Erstens: Wie stellst Du Dich als Autor selbst dar? Und zweitens: Wie kommunizierst Du mit Deinen Lesern? Zunächst einmal zu Dir:

Deine Geschichte

  • Gib die grundlegenden Daten preis: Geschlecht, Geburtstag, Heimatstadt. Dadurch gibst Du den Lesern eine Chance, Schnittmengen zwischen sich und dir zu entdecken („ich bin auch Waage, ich bin auch aus dem Sauerland!“). Auch ein Foto erhöht das Vertrauen. Der Leser möchte wissen, welche Person dahinter steckt.
  • Gib Informationen über Ausbildung, Abschlüsse, Arbeitserfahrung und Auszeichnungen. Das hilft Menschen dabei, dir und deiner Kompetenz zu vertrauen und diese zu überprüfen.
  • Gib Arbeitsproben und „Testimonials“ (Beispiele deiner Arbeit, Lob von anderen).
  • Denke daran: Die gesamte, lebendige Social Media Präsenz ist heutzutage das, was früher der Lebenslauf war.
  • Hab keine Angst davor, auch „reguläre“ (also nicht-künstlerische) Arbeitserfahrung hier aufzuführen. Auch dort hast du viele wichtige Kompetenzen gelernt und auch hier gibt es wieder die Gelegenheit für den Leser, Gemeinsamkeiten zu entdecken. Am besten ist es natürlich, wenn du diese Arbeitserfahrung mit deiner schriftstellerischen Tätigkeit verbinden kannst (Bsp.: Ferdinand von Schirach, der als Strafverteidiger arbeitet und über seine Fälle klare, präzise, tief berührende Kurzgeschichten schreibt).
  • Stelle dich selbst vor und erzähle deine Geschichte. Worum geht es Dir? Was sind deine Hoffnungen und Träume? Was gibt dir Mut und macht dich optimistisch? Was waren bisher die Erfolge und Rückschläge deiner Karriere? Pitch dich selbst: Wie bei einer Geschichte oder einem Drehbuch: Worum geht es (bei Dir?), was ist das Besondere an dir (USP), was ist deine „Logline“?
  • Ein bisschen Humor ist immer hilfreich.
  • Verstecke dich nicht hinter Phrasen oder zu abstrakten Formulierungen. Das ist immer ein Zeichen von Angst. Sei persönlich, direkt, ehrlich.
  • Zeig deine Neugier und deine Leidenschaft, deinen Humor und Originalität (und keine Angst: Du hast sie bereits!)
  • Glaub an dich selbst, sei aufrichtig, authentisch und klar, dann überzeugst du automatisch.

Und nun zu den Anderen:

Deine Leser

  • Lerne deine Leser/Auftraggeber kennen, denke über sie nach: Was sind ihre Bedürfnisse, Interessen? Denke nicht nur daran, was Du möchtest (gelesen werden, gekauft werden), sondern, was sie wollen und gebrauchen können. Das Internet ist wie eine Party: Wer sich nur hinstellt und von sich selbst spricht, steht schnell alleine da!
  • Sprich mit Deinen Lesern wie mit Freunden. Mit Respekt und Interesse.
  • Gehe sorgsam mit der Zeit anderer Leute um: Knappe, klare, durchstrukturierte Webseiten und Texte!
  • Gib den Lesern/Usern Anknüpfungspunkte für Feedback, Ergänzungen, Networking.
  • Finde den gemeinsamen Boden: Was habt ihr gemeinsam, was verbindet euch, wo zieht ihr „am gleichen Strang“?
  • Was kannst Du ihnen bieten, was sie selbst nicht haben oder können? Wie kannst Du ihnen bei einem Problem oder Mangel helfen?
  • Baue Netzwerke (Autorenmontag, Filmschule, Schriftstellerverband), tausche Dich aus, bewertet euch gegenseitig, stellt euch gegenseitig vor (vielleicht in Form von Interviews, Autor der Woche o.ä.)
  • Schärfe dein Profil durch Projekte, an denen die Leser/User teilnehmen können.
  • Gib den Lesern eine Rolle in deiner Geschichte, lass sie nicht „draußen stehen“, sondern hole sie mit hinein. (z.B. durch ein interaktives Storytelling-Projekt, eine Fortsetzungsgeschichte bei Twitter oder facebook). Ein solches Projekt kannst Du auch erst einmal mit Deinen Freunden starten (wie zum Beispiel Christians Projekt „Die Ehrlichen„), da die meisten Leute sich eher trauen, bei ewas mitzumachen, wenn sie nicht die Ersten sind. Oder Du organisierst Schreibkurse, Storytelling-Events in Kneipen, Lesungen (z.B. ein Poe-Abend, an dem jeder bei Kerzenlicht seine Lieblingskurzgeschichte von ihm vorliest, zu Poes Geburtstag oder Todestag in einer Buchhandlung oder Bibliothek bei Dir in der Nähe). Was immer Dich interessiert, wozu Du Lust hast und was Dir ein wenig Öffentlichkeit und eventuell sogar Medienaufmerksamkeit bringen könnte.
  • Zusammenfassend könnte man die Taktik am besten beschreiben mit dem Satz: Reach out to draw in!

Achtet also darauf, dass die Unterhaltung mit Euren Lesern nicht so läuft wie in diesem Satz:

„Let’s talk about you. How did you like my show?“

sondern ein wirklicher Austausch ist. Zuhören ist ein wichtiger Teil des Geschichtenerzählens. Deswegen freue ich mich auch über Kommentare oder Eure Gedanken, Ideen und Tipps zu diesem Thema!

2 Responses

  • Ulrike BliefertJanuar 25, 2015 at 08:56 

    Ähm … Und was hat das alles mit Jayne Mansfield zu tun? – fragt ratlos: Ulrike

    Reply
    • MaikeFebruar 13, 2015 at 09:17 

      Liebe Ulrike,
      eine gute Frage. Ich wähle die Bilder immer relativ intuitiv nach Stimmung aus, deswegen mußte ich selbst kurz nachdenken. Ich glaube, ich fand das Bild passend, weil es Jayne umringt von einer aufmerksamen und bewundernden Schar von Freunden zeigt und ich das Gefühl hatte, das Bild würde gut ausdrücken, was frau möchte, wenn sie sich mit ihrem künstlerischen Output im Netz präsentiert: Aufmerksamkeit, Anerkennung, Kontakt, Austausch, Freundschaft.
      Maike
      Maike

      Reply

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